Ein ungewöhnlicher Sommerurlaub

18.08.2024 21:39 (zuletzt bearbeitet: 18.08.2024 21:44)
#1 Ein ungewöhnlicher Sommerurlaub
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Mit dem Flieger nach Malle, das kann ja wohl jeder, aber mit Borgward B 4500 Wohnmobil und Lloyd LP 600 nach Norddeutschland, das ist nur was für die Harten…

Ersteres haben wir im letzten Jahr gemacht, für den diesjährigen Sommerurlaub hatten wir einen ‚Oldie-Urlaub‘ geplant. Für unseren zum Wohnmobil ausgebauten Borgward B 4500 hatte ich im letzten Jahr einen passenden Tieflader aufgebaut, auf den unser LP 600 ‚Erbsensuppe‘ perfekt passt. Wichtig war hier das geringe Gewicht, trotz Druckluftbremse und LKW-Zugöse kommt der Anhänger mit aufgeladenem LP 600 nur auf knapp 1.500 kg. Das ist genug für den mit 110 PS nicht gerade üppig motorisierten LKW. Unseren Betrieb hatten wir in den Sommerferien zwei Wochen komplett geschlossen, von daher war das der optimale Zeitpunkt, um die Praxistauglichkeit unseres Gespanns auszuprobieren.

Nachdem meine Frau sonntags noch Ihren Geburtstag gefeiert hatte, ging es für uns wegen des schlechten Wetters erst am Mittwoch, den 24.07.2024 los. Die beiden Tage dazwischen nutzten wir, um unseren B 4500 zu beladen und fit für die Tour zur Nordsee zu machen. Am Mittwochmorgen haben wir dann die Erbsensuppe auf den Tieflader verladen und sind gegen 9:00 Uhr gestartet. Da ich mit den alten Fahrzeugen Autobahnen meide, ging es über B9 und B58 bis Wesel, ab dort nutzten wir die B70 für unseren Trip gen Norden. Das Wetter war optimal, nicht zu heiß, teilweise bedeckt aber trocken.

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Gegen Mittag haben wir unseren ersten Zwischenstopp in Gronau auf der Borgwardstraße gemacht. Hier haben wir kurz bei K + U Automobile gehalten, einige kennen bestimmt einen der Inhaber, Uli Feldhaus, doch aufgrund von Betriebsferien war der Betrieb geschlossen. Nicht schlimm, eine Ecke weiter gibt es einen Baumarkt, wo eine angeschlossene Bäckerei leckere Brötchen anbietet. Der Parkplatz des Marktes war auch ausreichend dimensioniert für unser ‚Bremer Gespann‘. Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir uns, am gleichen Tage nicht mehr bis zum Zielort Varel zu fahren, sondern an diesem Abend bei unserem Hobbyfreund Heinz Bruns im Saterland Station zu machen. Also ging es zwei Brötchen und eine Tasse Kaffee später nach einem Telefonat mit Heinz weiter Richtung Norden.

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Der landschaftlich sehr schönen B70 folgten wir bis Dörpen, hier sind wir auf die B 401 gewechselt, immer am Küstenkanal vorbei. Nach knapp 30km Strecke noch einmal kurz auf die B72 gewechselt, und schon waren wir gegen halb vier an unserem ersten Etappenziel angekommen. Hier konnten wir auf Heinz‘ abgeschlossenen Privatgelände stehen, wir bekamen Strom, durften die sanitären Anlagen nutzen und sogar unser Hund konnte hier frei herumlaufen. Am Abend holte Heinz dann seinen LP 600 Kombi aus der Halle und zusammen mit unserer Erbsensuppe besuchten wir ein mediterranes Restaurant. Natürlich hatten wir beide Lloyd-Fahrzeuge so geparkt, dass wir diese beim Essen beobachten konnten, das war toll. Auf dem Rückweg zur Halle gab es noch ein Eis, was meine Tochter Sara sehr freute, und nach einem Glas Rotwein in Heinz‘ Oldtimer-Halle bei stimmungsvoller Beleuchtung war dann auch schon Bettzeit.

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Am nächsten Morgen haben wir zusammen mit Heinz gefrühstückt und er legte uns nahe, noch eine weitere Nacht bei ihm zu campieren und einen Tagesausflug nach Leer zu machen. Das gefiel uns eigentlich sehr gut, und so haben wir über herrliche Nebenstraßen Friesland erkundet. Unter Anderem haben wir mit unserer Erbsensuppe die ‚schmalste Autobrücke Europas‘ passiert. Diese ist bei Amdorf in Detern/Friesland und Fahrzeuge, die diese Brücke passieren wollen, dürfen max. 1,80m breit sein. Kein Problem, das unterbietet unser Lloyd spielend! Natürlich haben wir die Überquerung auch im Bild festgehalten. Die anschließend geplante Nutzung einer Treidelfähre, welche nur durch Muskelkraft und Strömung das jeweils andere Ufer erreicht, klappte leider aufgrund zu starker Strömung nicht. Also erreichten wir Leer, indem wir nochmals die Autobrücke passierten. Dort angekommen, haben wir die wunderschöne Altstadt und auch das Teemuseum besucht, zu Mittag aßen wir in der ‚Waage‘ fangfrischen Fisch. Am frühen Nachmittag ging es mit unserem 600er wieder über die gleichen malerischen Nebenstrecken zurück ins Saterland.

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Wieder zurück bei Heinz war mittlerweile mein Vater dort mit seiner Isabella und dem kleinen Wohnwagen eingetroffen. Für das Borgward-LKW-Frontlenker-Treffen am 27. Und 28. August sollte bei Heinz der Sammelpunkt sein, von dort aus sollte am nächsten Morgen im Konvoi mit vier seiner Frontlenker der Vareler Hafen angefahren werden. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir dann unsere Erbsensuppe wieder auf den Tieflader verladen, was innerhalb von Minuten erledigt war, und so übernachteten wir ein weiteres Mal bei Heinz.

Am nächsten Morgen traf noch Dirk Rabeneck aus Münster ein, und zusammen mit den Frontlenkern brachen wir mit unserem ‚Bremer Gespann‘ auf in Richtung Varel. Auch diesen zirka 80km langen Streckenabschnitt absolvierten wir über Landstraßen, leider im Regen. Naja, nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist: Wenigstens weiß ich nun, dass unser Faltschiebedach am 600er dicht ist…

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Gegen Mittag in Varel angekommen, verzog sich der Regen und ein herrliches Wochenende konnte beginnen. Schnell war unser LP 600 abgeladen und unser Borgward-Wohnmobil aufgebaut, und während die Frontlenker-LKW sich für das Treffen aufstellten, haben wir mit der Erbsensuppe die Gegend erkundet. Auf dem Hinweg hatten wir kurz vor Varel einen interessanten Trödel-Laden entdeckt, welchen wir nun ansteuerten. Auf dem Parkplatz des Ladens war unsere Erbsensuppe sofort von Interesse, Kaufangebote mussten wir jedoch lächelnd ablehnen…

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Wieder zurück im Hafen von Varel war gemütliches Zusammensitzen mit der LKW-Truppe angesagt. Unser Gastgeber Hannes Müller hatte seinen Grill angeschmissen und zu den Grillwürstchen gab es selbstgemachten Kartoffelsalat, natürlich auch das ein oder andere alkoholische Getränk und so erreichten wir eine angenehme Bettschwere.

Das nun folgende Wochenende stand vollends im Zeichen des Vareler Oldtimertreffens, in welches sich die LKW-Truppe mit Ihren Frontlenker Fahrzeugen integriert hatte. Vieles gab es hier zu bestaunen, unsere Erbsensuppe hatte sogar die Ehre, neben einem Maybach zu posieren. Viele nette und interessierte Leute haben wir an diesem Wochenende gesehen, und unser Lloyd kam sehr gut an. Übrigens war unser LP 600 nicht der einzige Lloyd auf dem Treffen, mindestens zwei weitere Fahrzeuge unserer Marke waren dort vertreten. Ein besonderes Highlight hatten wir am Samstagabend: Mit der LKW-Truppe besuchten wir ein Restaurant im Ort, hin ging es zu neunt in einem Borgward B 611 Fensterbus und zu viert in unserer Erbsensuppe. Unsere Fahrzeuge parkten wir direkt vor der Terrasse des Lokals, natürlich waren wir ein Blickfang. Dies wurde aber dann noch von der Rückfahrt getoppt, als wir uns mit fünf (!) Personen und unserem Hund für die Rückfahrt in den Lloyd quetschten. Da vergaßen die Leute ihr Essen… Unser Bremer Bolide hat das klaglos weggesteckt, aber weiter als die 800m zurück zum Hafen hätte ich dem Wagen das aber auch nicht zumuten wollen.

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Nachdem im Laufe des Sonntages nach und nach alle Teilnehmer den Rückweg angetreten hatten, erkundeten wir am frühen Abend mit unserem Lloyd nochmals die nähere Umgebung für den am nächsten Tag geplanten Strandbesuch in Dangast. Hier war offensichtlich am gleichen Wochenende ein Mittelalterfest gewesen, die Straßen waren gut gefüllt. Trotzdem konnten wir für den nächsten Tag alles Notwendige in Erfahrung bringen und machten uns auf den Rückweg zum Vareler Hafen. Dort angekommen, ließen wir den Abend gemütlich bei ‚Aal & Krabbe‘, einem dort ansässigen Fischrestaurant, ausklingen.

Am nächsten Morgen besuchten wir den Kletterwald am Bernsteinsee. Kurz nach Öffnung des Kletterwaldes konnten wir unsere Erbsensuppe an prominenter Stelle parken und verbrachten nach einer Einweisung durch die Betreiber einen interessanten Vormittag in den Baumwipfeln. Unter dem Blätterdach des Waldes vor der Sonne geschützt, haben wir nach Herzenslust geklettert, uns abgeseilt oder Seilbahnen benutzt. Leider war dies nicht ganz unfallfrei, um einige Blessuren kamen wir nicht herum, aber nichts wirklich Schlimmes. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg, aber nicht zum Vareler Hafen zu unserem B 4500, sondern nach Dangast zum Strand. Leider war der Wasserhöchststand jeweils frühmorgens oder spätabends, so dass wir hauptsächlich Watt gesehen haben. Es war trotzdem schön, nach einem gemütlichen Nachmittag am Strand und einer Fußdusche brachte uns unser Lloyd wieder souverän zurück zum Hafen und wir haben den Tag gemütlich vor unserem Borgward ausklingen lassen.

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Der Dienstag versprach, sehr warm zu werden. Unser heutiger Plan war, morgens zu Fuß die Schleuse am Eingang des Vareler Hafens zu besuchen und anschließend eine erste Etappe Richtung Heimat zu nehmen. Nach dem ausgiebigen Spaziergang zur Schleuse haben wir also unseren LP 600 wieder verladen und alles abfahrbereit gemacht. Die kommende Nacht wollten wir auf einem Wohnmobilstellplatz in Harkebrügge verbringen, dieser wurde uns von einem Bekannten wärmstens empfohlen. Leider ist dort eine Buchung immer nur für die nächste Nacht möglich, man kann nicht erst die übernächste Nacht reservieren. Zu unserem Pech war nun dort alles belegt, obwohl uns am Vortag noch sechs freie Plätze in der App angezeigt wurden. Somit war dort eine Übernachtung nicht mehr möglich, und wir entschieden uns kurzerhand dazu, in einem Rutsch nach Hause zu fahren.

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Dabei hat unser Zugfahrzeug ein wenig geschwächelt, kurz vor einem Parkplatz an der B 401 Höhe Dörpen nahmen wir einen starken Dieselgeruch wahr. Ein Blick unter die Haube offenbarte den Schaden, eine Dieselrücklaufleitung hatte sich verabschiedet. Zum Glück habe ich immer mehrere Ersatzleitungen im Werkzeugkasten, und so waren wir nach einer Viertelstunde schrauben und anschließender Pipi- und Handwasch-Pause wieder ‚on the road‘.

In Ahaus kündigte sich dann der nächste ‚Schwächeanfall‘ unseres B 4500 an: Bei niedriger Drehzahl hörte ich ab und zu ein metallisches Scheppern. Zunächst konnte ich dieses nicht lokalisieren, obwohl ich mich an einer Bushaltestelle sogar kurz unter den LKW gelegt habe. Mit einem sehr unguten Gefühl sind wir dann trotzdem weitergefahren und kehrten zum Abendessen gegen sechs Uhr bei der ‚Gaststätte Vennebauer‘ in Brünen ein. Nachdem wir unseren Hunger und Durst gestillt hatten und unsere Akkus wieder etwas aufgeladen hatten, wollten wir unsere Heimreise fortsetzen. Beim Essen kam mir die Idee, was die Ursache für das Scheppergeräusch sein könnte. Ein leichter Tritt gegen den VA-Auspufftopf unseres B 4500 bestätigte meinen Verdacht: Eines der eingeschweißten Schwallbleche im Inneren des Topfes hatte sich gelöst und tanzte nun im Topf herum. Nichts Schlimmes also, ich war beruhigt.

Von einem mittellautem Scheppergeräusch begleitet, trafen wir dann Dienstagabend gegen halb acht bei fast 30 Grad Außentemperatur erschöpft, aber zufrieden zuhause ein. Der Lloyd war flugs abgeladen und wieder in seiner Garage verstaut und das Wohnmobil auch in kurzer Zeit ausgeräumt. So ging dann ein ungewöhnlicher Sommerurlaub zu Ende, der Lloyd ist super gelaufen und hat knapp 300 km im Norden Deutschlands auf den Tacho gespult. Auch unser Tieflader hat sich bewährt, der B 4500 hat keine Probleme damit und ist, bis auf den defekten Auspuff und die undichte Dieselleitung, super gelaufen.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn wir unser ‚Bremer Gespann‘ wieder im Einsatz haben, das wird wohl kein Einzelfall gewesen sein.


Familie ‚Erbsensuppe‘,
die Schumachers

Dass mir keiner in die Suppe spuckt...

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21.08.2024 20:22
#2 RE: Ein ungewöhnlicher Sommerurlaub
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Hallo Stefan,
super toller Bericht und sehr schöne Fotos.
VG
Karl-Heinz


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